Cloris: Farewell Satellite

Um von der besinnlichen Weihnachtszeit in die wilde Silvester-Partyzeit zu wechseln kommt „Farewell Satellite“ von Cloris gerade recht. Der rebellische Punk und Post-Hardcore ist zwar herb, ungezügelt und temporeich, aber dennoch überaus melodiös. Schon der Opener „Show me a place of silence“ geht kolossal ab und ist genau das, was ich mir unter einer echten Punknummer vorstelle. Eben mit schnellen Gitarren und Geschrei und so… Ein geballter Klang-Pfuhl mit vielen, speziellen Effekten klingt hier auf einen ein. Die Symbiose zwischen verspieltem Punk und halsbrecherischen Heavy Metal-Klängen ist schon recht mutig, nahrhaft, lärmend und absolut durchdringend. Wobei eine diebische Freude über die rockige Fülle und das ungewohnte Zusammenspiel der Stile einfach dominiert. Immer gegen den Strom, raus aus der Masse und dem grauen Alltagsleben, Hauptsache auffallend, geräuschvoll und abnorm soll es sein. Frei von der Leber weg liefern die Zürcher eins ums andere, hitzige, krachende, aber auch idealistische Stücke. Nichts ist illegitim! Das Chaos wird zum Grundsatz und die Mischung ist keineswegs ausgeglichen. Zu unwillkürlich und wahllos scheint der Mix zwischen Punk- und Hardcore-Teilen. Auch dunkle, böse Stimmen gehören mit zur Darbietung. Einer der besten Songs der Rondelle ist zweifelsohne „Freedom lane“ der für Cloris’ Verhältnisse recht ruhig ist. Ein Song, der etwas zu sagen hat und der gekonnt Temperament und Sanftmut verflechtet. Aber Achtung, lasst euch davon nicht einlullen. Denn schon der nächste Track könnte euch sonst mir nichts, dir nichts vom Stuhl hauen. „Have they gone“ beginnt mit hartem Metal und wird nur gelegentlich von Punkelementen durchbrochen. Eine Anarchie aus grobem Schlagzeug, ungeschlachter E-Gitarre und derber Stimme. Highlight der CD ist aber definitiv „Stopeverythingrightnow“ der an Tempo kaum zu überbieten ist. Ein klingendes “Hallowach” das man mit Vorsicht geniessen sollte. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragt euren Ohrenarzt, den Blutdruck oder ganz einfach die Nachbarn… Um aber doch wieder etwas herunterzukommen, gibt’s zum Schluss den Titelsong. Ruhig und gemach geleitet er den Zuhörer wieder auf den Boden zurück. Cloris, anfänglich als Nebenprojekt gedacht, gewann schnell an Bedeutung und arbeitete sich zur autonomen Band vor mit der absolut zu rechnen ist. Eine CD-Empfehlung für den besonderen Gusto. Antiquarische Miesepeter haben hier nichts verloren. Man muss schon Spass haben an Neuem, Wildem und Unkonventionellem. Wer sich aber für solche akustische Herausforderungen interessiert, ist hier genau richtig!

https://www.trespass.ch/de/bands-a-z/c/cloris/cloris_farewell_satellite_808records.htm

Danke Eve.

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